Jeder kennt die Gedanken – Elternsein

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bakibo 8. November 2015 2 min read

… aber kaum einer spricht offen darüber: die Angst vor dem Elternsein.

Auch ich machte mir während der ersten Monate meiner Schwangerschaft zahlreiche Gedanken darüber, wie meine Tage und Nächte bald aussehen würden. Kurze Nächte, wenig Schlaf, viel Gebrüll und viele Windeln. Und mit dem ersten Gedanken daran kam auch langsam die Angst zum Vorschein. Gerade als werdende Mutter kommen schnell Zweifel auf. Schaffe ich das? Habe ich genug Kraft? Werde ich eine gute Mutter sein oder wird man mich bald Helikoptermama schimpfen? Ich dachte nach über andere Mütter in meinem Freundeskreis, die mir alle so perfekt erschienen. Mit Leichtigkeit schienen sie ihre Rolle als Mama zu meistern. Das Kind ruhig und brav, die Mama ausgeglichen mit genügend Freiraum für einen regelmässigen Kaffeeklatsch zum Austausch mit anderen Müttern. Krabbelgruppe? Kein Problem. Musikalische Früherziehung? Klar gehen wir da hin! Ob mein Kind nicht zu müde ist dafür? Nein, wie kommst du denn darauf?

Elternsein kann ja nicht so schwer sein

Also kann das ja nicht so schwer sein, dachte ich mir und bereitete mich ausgiebig auf das neue Leben vor, das in mir heranwuchs und mich immer mehr forderte, noch bevor es auf der Welt war.

Als unsere Tochter auf die Welt kam, waren mein Mann und ich leicht überfordert. Aussenstehende überhäuften uns mit vermeintlich guten Ratschlägen und wollten alles besser wissen. Wir ignorierten sie nach Möglichkeit und gaben uns Mühe, unseren eigenen Rhythmus zu finden, angelehnt an die Bedürfnisse unseres Kindes, das keine Rücksicht darauf nahm, ob uns als Eltern die volle Windel oder der grosse Hunger gerade in den Kram passte. Bald kam es, dass mein Mann und ich uns darüber absprechen mussten, wer zuerst auf die Toilette durfte. Gegessen habe ich generell kalt, da unsere Tochter schon früh viel vom gemeinsamen Essen bei Tisch hielt und das Stillen natürlich an erster Stelle stand. Wenigstens hat unsere Tochter recht bald auf eine sanfte Nachtruhe bestanden, was uns gerade recht kam. Aber wehe, wenn eine Erkältung Einzug hielt, da war an Schlaf nicht mehr zu denken. Vielmehr trugen wir mehrere Nächte hintereinander unser krankes Huhn durch die Gegend und hofften, wenigstens für ein paar Minuten zur Ruhe kommen zu können. Allerdings war die Behandlung dieser Erkältungen ein grosser Streitpunkt unter übermüdeten Eheleuten. Der eine möchte gerne etwas zur Linderung geben, der andere hingegen ganz auf Medikamente verzichten. Dazu die schwachen Nerven und die überreizten Gemüter – und schon wollten wir uns voneinander scheiden lassen, mitten in der Nacht, und das sogar mehr als nur ein Mal. Aber wie jede Erkältung geht auch jeder Streit einmal vorbei, und mit der Gesundheit kehrte auch der Hausfrieden wieder ein.

Situationen wie diese, egal ob bei Tag oder Nacht, haben uns als Eltern gezeigt, dass es niemals einfach ist, ein Kind grosszuziehen. Ich habe mich mit dem Gedanken abgefunden, dass einige Eltern besser und andere schlechter mit schwierigen Situationen in Bezug auf ihre Kinder klarkommen, und ich habe gelernt, damit zu leben, dass man bei erhöhtem Stress nicht immer auf den Partner zählen man selbst nicht immer für den Partner da sein kann. Aber ich habe auch gelernt, dass Gute immer wiederkehrt, und zwar spätestens dann, wenn ich in die strahlenden Augen meines Kindes schaue, das in einem Moment der Stille liebevoll zu mir aufschaut und mir sein schönstes Lächeln schenkt. Kinder sind anstrengend, Eltern aber auch. Manchmal sogar öfter, als wir glauben.

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Author: bakibo

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