Eben noch lagen sie hilflos in der Wiege und im nächsten Augenblick schultern die Kleinen ihre Kindergartentasche über und stolzieren zum Kindergarten. Als ich noch ein Kind war, fand ich Sätze, wie „Du bist aber schon gross geworden. Wie doch die Zeit verrennt!“ total daneben.
In meinen Augen rannte die Zeit überhaupt nicht. Doch jetzt, da ich selber Kinder habe, verstehe ich es. Ja, sobald der Nachwuchs im Haus ist, verrennt die Zeit.
Vom wohlbehüteten Nest in die Spielgruppen
Rückblickend erschreckt es mich sogar ein wenig, wie rasant die letzten Monate vergangen sind. Doch diese steckten voller unbezahlbarer Erinnerungen und Eindrücke, die ich niemals missen möchte. Während ich den kleinen Fratz noch in seiner Wiege liegen sehe, staune ich hin und wieder, wie selbstständig sie doch inzwischen schon geworden ist.
Alles begann mit dem ersten Besuch in der Spielgruppe. Mit wachsamen aber sehr skeptischen Blick wurden zunächst die anderen Kinder beäugt. Sie waren in etwa alle gleich alt und dennoch klammerte sich mein kleiner Schatz zunächst fest an mein Bein. Nicht etwa so ein schüchternes Klammern, wenn uns Bekannte und Freunde besuchten.
Es war schon etwas Angst zu spüren. Ich fühlte wie das kleine Herzlein pochte. Doch wie so oft im Leben siegte die Neugier. Immerhin wagte sie ihren Kopf zu drehen und in die Gruppe zu blicken. Während die anderen Kinder schon damit beschäftigt waren, im Sandkasten kleine Burgen zu bauen und sich die Schaufeln gegenseitig weg zunehmen, standen wir noch wie angewurzelt da und verfolgten die Szenerie.
Viele Eltern kennen gewiss noch diesen Moment, wenn man sich als Erwachsener plötzlich in den Sandkasten setzt und beginnt fröhlich mit den Förmchen zu hantieren, nur damit der eigene Nachwuchs erkennt, dass weder Schaufel noch Eimerchen etwas Böses im Schilde führen. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, doch plötzlich löste sich der feste Griff um mein Bein und die ersten zaghaften Schritte zwischen den fremden Kindern wurden getan.
Ein kleiner Schritt für unseren Nachwuchs, ein gigantischer Schritt für uns als Eltern.
Am Ende war es dann doch eine Frage der Gewöhnung und je öfter wir zu der Spielgruppe stiessen, desto selbstständiger ging schliesslich alles von Statten. Mit etwas Wehmut betrachtete ich den wachsenden Mut unseres Schützlings.
In diesem Sommer ist es soweit!
Eben noch in der Spielgruppe und dann schon auf dem Weg in den Kindergarten. Ich kann mir ehrlich gesagt gar nicht so recht vorstellen, wie es sein wird, wenn diese Vorschulzeit beginnt und das Kind immer selbstständiger wird. Die Spielgruppen waren nur der Anfang. Jetzt stand uns der letzte Sommer bevor, in dem unser kleiner Schatz noch daheim sein konnte. Wenngleich ich die Spielgruppen einfach nur toll fand und es als sehr wichtig empfand, dass soziale Kontakte zu Gleichaltrigen geknüpft wurden, so werde ich diese Zeit doch arg vermissen. Es waren stets nur ein paar wenige Stunden und nun stand bereits die Kindergartenzeit bevor.
Wie viele Eltern, haben auch wir uns den Kopf zerbrochen, wie es das Kind wohl aufnehmen wird. Ob es sich in der Einrichtung wohl fühlt und zurecht kommt? Damit an diesem ersten Tag im August alles wunderbar verläuft, haben wir die Zeit genutzt, um gemeinsam ein paar Sachen zu besorgen, die das Kind von nun an benötigen wird.
Ganz klar: Eine coole Kindergartentasche musste her. Voller Stolz durfte unser kleiner Schatz beim Kauf selber entscheiden. Ich dankte innerlich einer hohen Macht, dass es keine Tasche von irgendwelchen Filmheldinnen wurden, sondern lediglich ein neutrales Pony darauf abgebildet war. Selbst die Kleinsten konnten schon Missgunst und Neid entwickeln. Da war man besser beraten, wenn bereits die Kindergartentaschen eher neutraler Natur waren.
Um Verwechselungen vorzubeugen, wurde die Tupper-Dose für die Pausen mit ihrem Namen versehen. Nun gut, lesen konnte unsere Tochter natürlich noch nicht, aber sie wusste sehr wohl, dass es ihr Name war, der dort geschrieben stand. Gegen mögliches Heimweh packten wir ihr Lieblings-Nuscheli mit ein. Ein Kuscheltuch, welches sie schon seit ihrer Geburt mit sich herumschleppt. Es gehört halt irgendwie dazu.
Der erste Tag im Kindergarten
Ehrlich gesagt kann ich nicht mehr genau beschreiben, wer von uns allen aufgeregter war. Rückblickend bin ich überzeugt, dass es die Eltern sind, die den wohl grössseren Kampf ausfechten. Die Kinder sind voller Neugier und oftmals kennen sie sich aus den Spielgruppen schon. Die neue Einrichtung und Umgebung macht den wenigsten Angst. Als unser kleiner Sonnenschein nun den ersten Tag in den Kindergarten ging, war ich es, die mit den Tränen kämpfte. Ich schluckte tapfer und sagte: „Du bist nun schon eine ganz Grosse!“
Während sie ihre Tasche schulterte und durch das Tor schritt, drehte ich mich zur Seite und schluchzte wie ein Schlosshund. Wo war nur die Zeit geblieben! Nachdem ich mich ein wenig beruhigt hatte, fühlte ich nur noch Stolz. Ich hatte unseren Schatz durchaus viel verwöhnt und war um sie herumgeschwirrt, um sie vor allem zu beschützen. Doch das tun glaube ich alle Eltern. Zu sehen, dass die Kinder dennoch selbstbewusst und neugierig in einen neuen Lebensabschnitt stolzieren, rührt einen schon zu Tränen.
Was soll das eigentlich erst werden, wenn die Primarschule beginnt? Doch bis dahin ist noch etwas Zeit!
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